Stadtteilbuch Trudering - Waldtrudering - Riem:
Vereinbarungen zur Eingemeindung
zwischen der Stadt München und der Gemeinde Trudering
(Auszug)
von
Dr. Johann
Lermer
Am 8. März 1932 befürwortete der
Stadtrat von München nach fast 3-jähringen Verhandlungen und nochmaliger
eingehender Beratung auf besondere Fürsprache des damaligen Oberbürgermeisters
Dr. Scharnagl hin sowie einiger anderer Stadträte, wie Thomas Wimmer, der
spätere Oberbürgermeister, endgültig mit knapper Mehrheit die Eingemeindung
Truderings zum 1. April 1932.
Der Beschluss des Stadtrates wurde
unter anderem damit begründet, dass die Ausdehnung der Stadt (die Gemeinde umfasste 1.466,6 ha und der Gemeinde
gehörten selbst 56,32 ha, wovon 14 ha unbebaute Grundstücke waren) nun leichter
möglich sei. Außerdem könnten die wilden Ansiedlungen im Münchner Osten endlich
in Griff gebracht sowie
die
Landbeschaffung für den bevorstehenden Bau der Ausfallstraße nach Wasserburg
leichter abgewickelt werden.
Die Gemeinde Trudering konnte ihre
Vorstellungen bei der Stadt München größtenteils nicht durchsetzen. Die Bedingungen waren von der Stadt mehr oder weniger
diktiert worden und die Truderinger hatten sich mit Kompromissen zu bescheiden.
Der Gemeinderat sah keinen anderen Weg, als die Aufgabe der Sebstständigkeit,
den finanziellen Schwierigkeiten zu entkommen; er fasste am 9. März 1932den
endgültigen und letzten Beschluss zur Eingemeindung am 1. April 1932.
Folgende Vereinbarungen wurden
getroffen::
-
Vorschriften der Stadt (Bürgersteuer, Gewerbesteuer,
Tarife und Gebühren) gelten ab so- fort auch in Trudering. Übergangsfristen von
3 bis 5 Jahren werden für Schlachthofbenutzung, Hausschlachtung und Hundesteuer
gewährt.
Bezüglich der Hundesteuer ist zu
vermerken, dass die Truderinger ihre Hunde fast ausnahmslos als Wachhunde
deklarierten, um statt 40,-- nur 20,-- RM Hundesteuer bezahlen zu müssen. Die
Stadt München kannte derartige Vorstellungen bereits aus früheren Eingeemeindungen, z. B. Freimann, und
ließ Wachhunde nur bei Einödhöfen gelten.
- Bei öffentlichen Aufträgen in Trudering sollen einheimische
Betriebe für
die Dauer von 3 Jahren bevorzugt werden.
- Die Gemeinde soll Vorschläge für neue Straßennamen
machen, sofern in der Stadt gleiche Straßennamen bereits bestehen
- Für Unterhalt und Pflege der Straßen sind (Ausnahme
Hauptverkehrsstraßen) weiterhin die Grundstücksanlieger zuständig.
- Auf Grund vorausgegangenerInvestitionen hat Trudering einen erhöhten Wasserpreis. Der
Wasserpreis in Trudering soll auf das Niveau der Stadt abgesenkt werden.
- Ein Gasanschluss an das städtische Netz wird aus
Rentabilitätsgründen von der Stadt abgelehnt.
- Die Gemeinde Trudering verfügt über mehrere Kiesgruben.
Diese können auch künftig in gewissem Umfang privat genutzt werden. Die
Bezirksinspektion überwacht die Kiesentnahme.
- Die Freiwilligen Feuerwehren in Michaeliburg, Trudering
und Waldtrudering sind zusammenzulegen.
- Gemeindeeigene Fahrzeuge und Geräte gehen in das
Eigentum der Stadt über.
-
Der TSV Waldtrudering kann weiterhin eine Wiese der
Gemeinde kostenlos nutzen. Der Bau einer Turnhalle wird in Aussicht gestellt.
-
So weit Räume verfügbar sind, erhalten Waldtrudering
ein Volksbad und Trudering ein Wannen- und Brausebad.
Heute im Jahr 2000, am Anfang des
21. Jahrhunderts könnten sich manche Truderinger durchaus vorstellen,
insbesondere dann, wenn sie einen Blick auf die nicht in die Stadt
einverleibten Nachbargemeinden werfen, dass zumindest vom Bevölkerungs- und
Wirtschaftswachstum her gesehen, eine selbstständige Gemeinde Trudering
durchaus wieder denkbar, existenzfähig und sogar von Vorteil für die Bürger
dieses Münchner Ortsteiles wäre.
Dr. Johann Lermer (*2019) war Mitglied im
AK Stadtteilgeschichte und Mitautor des
Buches "Trudering - Waldtrudering - Riem".
Staatsarchiv München, LRA 17.759
(Auszüge aus Schreiben und Protokollen)